STEFAN KREIGER

Malerei 2019

Das Triptychon mit dem Titel „Babylonian language confusion on forked tongue“ ist eine Arbeit aus Kreiger´s Zyklus übermalter Bilder. Hier werden nunmehr teils bereits zum dritten und vierten Mal eigene Werke übermalt und im selbigen Prozess Bilderwelten erschaffen, die auf leeren Leinwänden nie zustande kämen. Die gezeigte Gruppe handelt von Kräften die zueinander wollen, aber gegeneinander arbeiten. Protagonistendie sich verständlich machen wollen, aber nicht können – Aktion und Reaktion in einem Umfeld von Ohnmacht – mit einer Leerstelle – einerseits anonym, andererseits darf sich der Betrachter selbst an die Stelle setzen.

 

 

 

 

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Babylonian language confusion on forked tongue

Der Titel nimmt Bezug auf das Alte Testament. Im Anschluss an die Schöpfungsgeschichte finden wir zunächst den viel zitierten Teil des Konvolutes, in dem Adam und Eva Bekanntschaft mit der Schlange machen. Es handelt sich dabei um eine Verführung durch gesprochenes Wort, also quasi Überzeugungskraft durch Rhetorik – zu einem Zeitpunkt in der Geschichte, als im Garten Eden, Sprache per se, schon als ein Werkzeug der Verständigung existiert – junges Wort. Die Schlange spricht zu den Protagonisten mit der für ihre Gattung typischen gespaltenen Zunge – Schönreden, verschleiern, fälschen, erdichten, täuschen, erfinden, schwindeln, vormachen, vorgaukeln, vertuschen, leugnen, einen Bären aufbinden, die Wahrheit verdrehen, jemand anderem das Wort im Munde umdrehen, manipulieren – die Lüge ist geboren. Ein Konzept das sich durch unsere Geschichte zieht wie ein roter Faden. In Zeiten von Fake News und nie dagewesener medialer Manipulation – immer noch aktuell wie am ersten Tag.

 

Später im einschlägigen Text treffen wir auf den Teil der Geschichte, als aufgrund des babylonischen Turmbaues von Seiten der Menschen, sich die verantwortliche Gottheit genötigt sieht eine allgemeine Sprachverwirrung zu verhängen um dem allzu ambitionierten Projekt ein jähes Ende zu bereiten. Augenscheinlich wird damit eine ganz andere Eigenheit von Sprache: Schnittmengen von Verständigung an sich – hier vor allem durch das plötzlichen Fehlen bzw. Wegfallen von eben noch vorhandenen Schnittmengen aufgrund einer (quasi göttlichen) Sender- und Empfängerumpolung.

 

Kombiniert man diese beiden Aspekte so ergibt sich gewissermaßen eine Situation, die mit unserer aktuellen Weltpolitik vergleichbar wäre. Die, auf den ganzen Erdball verstreuten, Völker weisen im babylonischen Sinne nicht nur Unterschiede in der Sprache auf, sondern natürlich auch kulturell. Völker, Gesellschaften, Gruppen – kurzum: verschiedenste wie auch immer geartete Zusammensetzungen von kleineren und größeren Gemeinschaften die mancherorts politisch verführt werden, von zum Teil beängstigenden Figuren, die mit gespaltener Zunge ihr Ansinnen und Streben bewerben. Eine Situation, in der zusätzlich zu der aus verschiedenen Gründen ohnehin schon schwierigen Verständigung der Gruppen untereinander, auch der Umstand kommt, dass wir vermehrt und nicht zum ersten Mal, hereinfallen auf diese bestimmte Formen von Gedankengut und Rhetorik, die uns noch mehr auseinandertreiben als dies ohnehin schon der Fall ist. Einiges davon findet sich auf verschiedenen Ebenen in den Bilderwelten des Künstlers wieder.

STEFAN KREIGER

* 1981 in Salzburg | lebt und arbeitet in Salzburg | Studium Kunstpädagogik und Malerei an der Universität Mozarteum (Salzburg) | Arbeitsaufenthalte in Budapest, Wien, Warschau, RedWing bei Minneapolis in den USA) | Ausstellungen, Projekte und Beteiligungen unter Anderem:Zwergerlgartenpavillon, Stadtgalerie, periscope, Galerie im Traklhaus, Künstlerhaus, Rupertinum (Salzburg), batolit, Galerie Dreiraum, Galerie Glockengasse No9 (Wien), Kunstverein Linz am Rhein (Kölln), Museo Nahim Isaías de Guayaquil (Ecuador), Palazzo Falconieri (Rom)

www.stefan-kreiger.com